Anregungen für Kirchengemeinden, Pfarrer und Pfarrerinnen
Gastfreundliche Kirchengemeinde
Weltweit sind derzeit über 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Nur sehr wenigen dieser Menschen gelingt es, zu uns nach Deutschland zu kommen.
Flüchtlinge sprechen meist nicht deutsch und müssen lernen, sich in einer für sie absolut fremden Umgebung zu bewegen. Zugleich ist das Asylverfahren, das sie durchlaufen müssen, ausgesprochen kompliziert. Flüchtlinge brauchen also Beistand und Unterstützung. Und es gehört zu den elementaren Aufgaben von Christen, für verfolgte und gefährdete Menschen einzutreten. Deshalb sind auch Kirchengemeinden gefordert, aktiv zu einer "Kultur der Solidarität" und zu einer "Kultur der Barmherzigkeit" beizutragen.
Wenn Sie sich als Kirchengemeinde gastfreundlich erweisen wollen, ermöglichen Sie Begegnungen. Heißen Sie die Flüchtlinge willkommen. Begleiten Sie die Ankömmlinge bei ihren ersten Schritten in der neuen Umgebung und beteiligen Sie die Neubürger am Leben vor Ort.
Information einholen:
Gibt es Flüchtlinge in Ihrer Kommune vor Ort? Wer sind sie? Woher kommen sie? Sind auch Kinder dabei? Wo und wie sind sie untergebracht? Welchen Rechtsstatus haben sie? Welcher Religion gehören die Flüchtlinge an (zahlreiche Flüchtlinge sind übrigens Christen)? Sind vor Ort schon Ehrenamtliche für Flüchtlinge tätig oder gibt es bereits eine Willkommensinitiative?
Kontakt herstellen:
Gerade in kleineren Kommunen auf dem Land sind Flüchtlinge oft ganz auf sich allein gestellt und wissen nicht, wer ihnen helfen kann. Denken Sie darüber nach, ob Sie eine Gemeindegruppe ins Leben rufen, die bereit ist, Flüchtlinge zu begrüßen und praktisch zu unterstützen. Vielleicht kann auch in Gemeinderäumen ein Willkommenscafé als Möglichkeit zur Begegnung von Gemeindemitgliedern und Flüchtlingen eingerichtet werden.
Flüchtlinge besuchen:
Durch Besuche zeigen sie den Flüchtlingen, das es Menschen gibt, die sich dafür interessieren, wie es ihnen geht. Ein Besuchskontakt kann sich auch über kirchliche Kindergärten oder Schulen ergeben. Wenn es eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Ihrer Gemeinde gibt, sprechen Sie einen Besuch vorher mit den Verantwortlichen in der Einrichtung ab.
Unterstützung leisten:
Prüfen Sie, ob die praktische Unterstützung einzelner Flüchtlinge oder Familien nötig ist und von Ihrer Kirchengemeinde geleistet werden kann:
Laden Sie Flüchtlinge zum Gottesdienst und zu Gemeindeveranstaltungen ein, z.B. zum Frauenkreis oder zur Jugendgruppe.
Bei Behördengängen können die Flüchtlinge begleitet und im Gespräch unterstützen werden.
Das Erlernen der deutschen Sprache kann gefördert werden: Vielleicht gibt es Mitglieder Ihrer Kirchengemeinde, die bereit sind, ehrenamtlich Sprachkenntnisse zu vermitteln oder Nachhilfe zu leisten. Möglicherweise kann die Kirchengemeinde dafür einen Raum zur Verfügung stellen oder eine Kinderbetreuung während eines Deutschkurses organisieren.
Bei vielen kleinen Alltagsfragen sind praktische Hinweise hilfreich: Wie kommt man auf dem Land zur Ausländerbehörde oder zum Arbeitsamt in der 20 km entfernten Kreisstadt? Wie zum Arzt? Wie zur Arbeit? Können dafür eventuell Fahrräder bereitgestellt werden? Und wie können die Flüchtlinge und ihre Kinder am sozialen Leben vor Ort teilnehmen? Ist eine Mitgliedschaft in einem Sportverein möglich?
Die Suche nach Arbeit kann unterstützt werden: Gemeinden können Kontakte zu Arbeitgebern nutzen und evtl. helfen, eine Arbeitsstelle oder einen Praktikumsplatz zu finden.
Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, um in Ihrer Kirchengemeinde oder in der Öffentlichkeit für Probleme und Anliegen von Flüchtlingen zu sensibilisieren. Viele Menschen haben noch Vorurteile oder haben Bedenken gegen eine Aufnahme von Flüchtlingen. Bei Veranstaltungen können Flüchtlinge gebeten werden, über ihre Fluchtgeschichte zu berichten. Das schafft Verständnis! Auch können die Ansprechpartner auf der beigefügten Anschriftenliste Sie dabei mit Fachinformationen unterstützen.
Als sinnvoll hat es sich auch oft erwiesen, vor Ort einen Runden Tisch mit allen Betroffenen aus Kirchengemeinde, Kommune und den Flüchtlingen zu bilden, bei dem Probleme erörtert und erforderliche Hilfeangebote abgesprochen werden können.